Da der Artikel über Krishnamurti und die Klimakrise geht, bleibt mir nichts anderes übrig, als eine Antwort zu geben, die einen Bezug auf Krishnamurti hat.
Krishnamurti spricht praktisch nie über Vertrauen, das Wort ist kaum in seinen Reden zu finden. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass für Krishnamurti das Wort "Vertrauen" eine ähnliche Bedeutung hat, wie für uns eine geschlossene Kellerluke in einem unserer Häuser. Solange diese geschlossen ist, können keine unangenehmen Dinge aus dem Keller uns stören und unangenehme Gefühle auslösen. Das heißt, wir können in Vertrauen verweilen und deswegen ist für uns Vertrauen so essenziell wichtig.
Aber das heißt auch nicht, dass deswegen die unangenehmen Dinge aus dem Keller, vor allem Furcht und Angst, verschwunden sind. Sie sind noch da, aber sie haben keinen Zugang zu unserem Bewusstsein, weil der Platz von Vertrauen besetzt ist.
Aber dieser Zustand ist für Krishnamurti inakzeptabel, weil er uns vor unangenehmen Gefühlen abschirmt. Meiner Meinung nach ist dieses Vertrauen eine Illusion, die wir aufbauen und in der es für uns einfacher ist, zu leben.
Was auch für mich oder für uns beide gilt. Solange wir nicht mit Furcht und Angst angemessen umgehen können, ist es besser, in einem Zustand des Vertrauens zu leben. Ansonsten erleben wir die Unsicherheit, die Furcht und Angst produziert, als massive Störung und in der wir kaum fähig sind, unseren Lebensalltag auf die Reihe zu bekommen.
Aus diesem Gesichtspunkt ist Vertrauen wesentlich für unser Leben! Aber wenn wir es verstünden mit Furcht und Angst richtig umzugehen, hätten wir es nicht nötig, Vertrauen aufzubauen. Das, was wir Vertrauen nennen, ist eine Reaktion auf Furcht und Angst, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren haben. Wir sind als Erwachsene hier alle gebrannte Kinder.
Nach Krishnamurti ist Furcht und Angst die eine Seite der Münze, auf welcher, auf der anderen Seite, das Wort "Vergnügen" steht und als Menschen pendeln wir immer zwischen diesen Extremen hin und her und das tun wir so lange, solange wir keinen tieferen Einblick in unser Leben haben.
Auch Vertrauen kann Vergnügen bedeuten. Es gefällt uns, wenn wir an unsere rosafarbene Zukunft glauben können und wir gehen da nur zu gerne mit dem Denken rein.
Dann ist da noch das Wort "Akzeptanz", das in deinem Kommentar auftaucht. Ich habe da immer noch Krishnamurtis Aussage im Ohr, mit welcher er sagt: "I don't want to accept a thing!"
Während es für uns beruhigend sein kann, Dinge einzuordnen, um zum Beispiel mit so einer unglaublichen Herausforderung wie mit dem Klimawandel zu leben, möchte Krishnamurti sich nicht abschirmen. Krishnamurti will in Kontakt zu den Dingen sein, er will die Dinge immer wieder neu spüren. Er stand vorsichtig ausgedrückt, skeptisch, vorgefertigten Meinungen gegenüber.
Akzeptanz hat auch hier einen Bezug zur Furcht, denn Akzeptanz wäre nicht notwendig, wenn es nicht um etwas Unangenehmes gehen würde, wenn es nicht hier - die Angst vor dem Klimawandel wäre.
Danke dir für deinen tollen Kommentar, der sinnvoll für Leute ist, die keinen tieferen Einblick und nicht so fortgeschritten in Krishnamurti sind. Das ist zumindest meine Meinung.